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Freilichtmuseum "Jan vom Moor"Klicken auf die Tafel führt Sie zurück zum Inhaltsverzeichnis. Moorkolonisation durch Jürgen Christian FindorffDie Kolonisation von Moorgebieten wurde von der kurhannoverschen Landesregierung eingeleitet und gefördert, um bisher unbesiedelte Gebiete zu erschließen und durch die dort angesiedelten Bauern die Einnahmen der Landesregierung zu erhöhen.
Schon seit alters her bemühten sich die Menschen, das Moor zu nutzen. Allerdings taten sie dies in der Regel von Geestrücken oder -hügeln aus, das Moor galt als Almende, über die die Bauern frei verfügen konnten. So siedelten sie im Moor z. B. Söhne aus umliegenden Dörfern an, die nicht Haupterben waren und so keine Hoffnung auf eigenes Land hatten. Die Einnahmen, die diese Anbauem an die Hofwirte zu zahlen hatten, waren so hoch, daß sie die Aufmerksamkeit des Staates erregten. Das bisher als unwirtschaftlich und deshalb uninteressant geltende Moor erwies sich nun als Siedlungsgebiet und ertragreiche Geldquelle, die sich der Staat nicht entgehen lassen wollte. Nachdem andere Projekte zur Nutzbarmachung von Moorgebieten in Ostfriesland und im Münsterland wenig erfolgreich waren, war es Jürgen Christian Findorff (1720 - 1792), der im Teufelsmoor, nordöstlich von Bremen, zeigte, daß es auch anders ging. Er beschränkte sich nicht darauf, zu sagen, was gemacht werden mußte, sondern zeigte auch Wege auf, wie die neu gegründeten Hofstellen sich wirtschaftlich tragen konnten, auch nachdem das Moor abgetorft war. Im Jahre 1771 wurde Findorff offiziell zum Moorkommissar ernannt und konnte so auch als Vermittler zwischen Regierung und Anbauern fungieren. Sein objektives Verhalten und sein unermüdlicher Einsatz brachten ihm den Ruf des "Vaters aller Moorbauern" ein. Allerdings erlebte Findorff die Gründung Heises nicht mehr, er starb im Sommer 1792. Die Besiedlung des "Großen Moores"
Zunächst wohnten sie in sogenannten Moorkaten. Diese Moorkaten wurden aus Materialien, die vor Ort verfügbar waren, errichtet - in der Regel aus Torfsoden - und waren naturgemäß sehr dunkel und feucht. Es gab aber die Auflage, bis zum ersten Pfingstfest nach Übernahme der Hofstelle ein festes Haus zu bauen und einzurichten. Im Gegenzug erhielten die Moorbauern, sobald sie auf der Hofstelle ein Haus gebaut und damit bewiesen hatten, das sie bleiben wollten, von der Regierung ein "Geschenk" von 5 Reichsthalern. Weitere 4 Reichsthaler erhielten sie, sobald sie vor ihrem Haus eine Brücke errichtet hatten. Das Leben dieser ersten Moorbauern war sehr entbehrungsreich. Einerseits mußte das Land urbar gemacht werden und möglichst schnell Erträge erwirtschaften, andererseits mußten die Ansiedler verschiedene Auflagen erfüllen, wodurch sie wiederum Zeit für die Urbarmachung des Landes verloren. Die übemommene Hofstelle mußte vor der Urbarmachung noch vollständig entwässert werden, zu den von den Anbauern zu leistenden Arbeiten gehörte es auch, neben dem Bau eines festen Hauses und einer Brücke über den Kanal (s. u.) zu ihrer Vorweide, die Entwässerungsgräben zwischen den einzelnen Hofstellen zu graben. Die einzige Möglichkeit, zu Bargeld zu kommen, war der Verkauf von Torf Bargeld war nötig, um die Dinge des täglichen Bedarfs, die nicht selbst produziert werden konnten, zu kaufen. Die Zeit aber, die beim Torfstechen und beim Transport des Torfs zum Verbraucher aufgewendet wurde, fehlte für die Produktion von Lebensmitteln. Auch der Beginn der landwirtschaftlichen Nutzung war nicht einfach. Da es noch keine Mineraldünger gab, mußte organischer Dünger eingesetzt werden, das zu dessen "Produktion" nötige Vieh aber brauchte Weideflächen. Bei der Planung der Hofstellen für
Heise war ursprünglich kein Weideland vorgesehen, was dazu führte,
daß sich Moorkonduktor Kohlmann und Amtmann Heise an die Landesregierung
wandten mit der Bitte, die Bauern beim Ankauf von 100 Morgen der Hollener
Wiesen im Bereich der Mühle zu unterstützen.
Auch Trinkwasserquellen waren selten, so daß Mensch und Vieh das Wasser aus den Gräben trinken mußten. Um es genießbar und hygienisch nicht zu bedenklich zu machen, wurde es gefiltert und abgekocht. Erst 1958 wurde dieses Problem durch den Bau eines Wasserwerks zur Trinkwasserversorgung aus der Welt geschafft (s.u.). Zunächst lebten die Moorbauern vom Torfstich
und -verkauf, später dann auch von der Landwirtschaft. Findorffs Plan
war es immer gewesen, das Moor in eine Kulturlandschaft aus Saat- und Weideland
umzuwandeln, der Torfabbau sollte nur in der Anfangsphase Haupteinnahmequelle
sein. Der Torfabbau und -handel wurde jedoch von vielen Moorbauern solange
betrieben, bis Torf als Brennmaterial durch Stein- und Braunkohle verdrängt
wurde und der Torfmarkt somit zusammenbrach. Entwässerung, Schiffgraben, DammUm eine Besiedlung von Moorflächen zu ermöglichen, waren zunächst zwei Aufgaben zu bewältigen: Das Moor mußte entwässert werden und es mußten verläßliche Handels- und Transportwege in die Städte geschaffen werden. Beides konnte mit der Errichtung eines schiffbaren Entwässerungskanals erreicht werden.Dazu wurde zunächst ein schnurgerader Damm durch das Moor gebaut, entlang dieses Dammes ein Kanal von entsprechender Tiefe gegraben. Von diesem Kanal gingen dann die einzelnen Hofstellen ab. Da aber der Kanal nicht ausreichte, um die Hofstellen zu entwässere, mußten die Anbauern entlang ihrer Hofgrenzen und im rechten Winkel zum Kanal weitere Gräben anlegen. Damit nun nicht jeder dieser Gräben den Damm durchstoßen mußte, wurden zwei Arten von Entwässerungsgräben gebaut: "Grüppen", das sind kleinere Gräben, die unter dem Damm durchgeführt wurden, und "Scheeden", für die der Damm durchbrochen und mit einer Brücke wieder geschlossen werden mußte. Da die Kanäle nicht nur der Entwässerung, sondern auch dem Transport des Torfs in die Städte dienen sollten, mußte ein Kanalsystem gebaut werden, das den Moorbauern Zugang zur Aue, zur Lune und zur Weser gewährter Da die Bauern diese Kanäle größtenteils selbst bauen mußten, dauerte es bis 1822, bis das Kanalsystem fertig war.
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