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von Hartwin Grüning
Hartwin Grüning
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Freilichtmuseum "Jan vom Moor"

Feilichtmuseum
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Landwirtschaft

Da die Moorbauern zumindest in der Anfangsphase kein oder nur wenig Geld hatten, um Nahrungsmittel zu kaufen, mußten sie versuchen, möglichst schnell von den Erträgen des eigenen Landes zu leben. Die meisten Kulturpflanzen konnten im nährstoffarmen, sauren Moorboden nicht angebaut werden. So setzte sich das Moorbrennen als Vorbereitung für die Kultur des sehr genügsamen Buchweizens durch. Der Buchweizen wurde nach dem Abbrennen der obersten Schicht Weißtorf in die entstandene Asche gesät. Allerdings ist Buchweizen zwar einerseits eine sehr genügsame Pflanze, andererseits ist er sehr frostempfindlich, so daß bei späten Frösten die gesamte Ernte vernichtet werden konnte, was auch immer wieder vorkam.
 
Das Moorbrennen im Frühjahr

Schon im Herbst mußte das für den Moorbrand vorgesehene Stück Land vorbereitet werden: Zunächst wurden zusätzliche Gräben von 60 - 90 cm Breite und ca. 60 cm Tiefe, sogenannte "Grüppen" zur oberflächlichen Entwässerung im Abstand von 15 m gezogen. Auf den so entstandenen Feldern wurde der Bewuchs entfernt und der darunter befindliche Weißtorf aufgelockert und geglättet. Nun blieb das Ganze über den Winter zum Austrocknen und Durchfrieren liegen. Im Mai dann wurden die Felder angezündet, wobei die Grüppen ein unkontrolliertes Ausbreiten des Feuers verhindern sollten. Allerdings konnte bei zu sorglosem Umgang mit dem Feuer auch ein Tiefenbrand entstehen, der dann nur sehr schwer zu löschen war.
Nach dem Abbrennen und nachdem die dadurch entstandene Ascheschicht abgekühlt war, konnte Buchweizen direkt in die Asche eingesät werden. Für die Saat von Roggen und Hafer war es vorher noch nötig, die Asche mit Torfmull und Sand zu mischen, da sonst der Torf nicht genug Feuchtigkeit gespeichert hätte, um die Saat zum Keimen zu bringen. Im Jahre 1923 wurde das Moorbrennen in Deutschland verboten.

Das Moorbrennen ermöglichte zwar schon nach sehr kurzer Zeit und ohne Einsatz von Dünger eigene Ernten und damit eigene Nahrungsmittelproduktion, es ließ sich aber nicht endlos betreiben. Nach wenigen Jahren war es unumgänglich, den Boden zu düngen. Bevor Justus Liebig in der Mitte des 19. Jahrhunderts den "Kunstdünger" erfand, war der einzig verfügbare Dünger Mist, der wiederum nur durch die Haltung, einer ausreichend großen Viehherde gewonnen werden konnte. Für dieses Vieh brauchte der Moorbauer wiederum Weidefläche.

Schon Findorff hatte für die Größe der Anbauerstellen die folgende Regel aufgestellt, wobei er von einer 6-köpfigen Familie ausgehend über die zu bewirtschaftende Fläche und die Menge des nötigen Düngers zur nötigen Zahl von Vieh und der für dessen Haltung nötige Weidefläche kam: Die Größe der Anbauerstelle sollte mindestens 6 ha (24 Morgen) zuzüglich 2 ha (8 Morgen) Vorweide in Gegenden mit genügend Gras- und Wiesenland betragen, bei gleichzeitiger Gelegenheit "seinen Tagelohn mit der Hand oder mit Schiffen zu verdienen". In Gegenden mit fehlender Weidefläche und fehlender Möglichkeit, Heu für die Winterfütterung zu kaufen, sollten die Anbauerstellen mindestens 12,5 ha (50 Morgen) groß sein, zuzüglich 4 ha (16 Morgen) Vorweide.

In Heise war zunächst keine Weidefläche für die Anbauern vorgesehen. Sehr bald aber wurde klar, daß sie solche Weideflächen dringend benötigten. Mit Unterstützung von Moorkonduktor Kohlmann und Amtmann Heise gelang es schließlich, eine 100 Morgen große Viehweide bei der Mühle von der Hollener Gemeinheit zu erwerben. Hauptsächlich ernteten die Moorbauern neben Buchweizen, Roggen, schwarzen Hafer, Gerste und Kartoffeln sowie Obst aus ihren Gärten.
Die Einführung des Kunstdüngers und später die Erfindung des Tiefpflügens machte eine großflächige landwirtschaftliche Nutzung des nährstoffarmen Moores, auch ohne vorherigen Torfabbau und große Viehherden erst möglich.

Nebenerwerb, Schmuggel

Neben Torfhandel und Landwirtschaft erschlossen sich die Moorbauern aber noch andere Einnahmequellen. Sie hielten Schafe, aus deren Wolle im Winter Kleidung (Pullover, Socken) hergestellt wurde, Bienenstöcke produzierten Honig, aus der Heide wie auch aus Binsen wurden Besen her- gestellt, zu Weihnachten wurden in den großen Städten Gänse, Enten und Hühner verkauft. Die Moorbauern gingen aber auch in die Nachbardörfer, um dort bei anfallenden Arbeiten zu helfen und dafür meist mit Naturalien bezahlt zu werden. Eine weitere "Nebentätigkeit" war der Schmuggel auf dem Rückweg von Bremerhaven, das früher außerhalb des Zollgebietes lag. Viele Produkte waren deshalb in Bremerhaven billiger und so sicherten sich die Torfschiffer mit dem Schmuggel dieser Waren eine weitere Einkommensquelle. Mit dem Anschluß Bremens an den Zollverein im Jahre 1888 versiegte diese Quelle.

Schule

In den älteren Moorkolonien im Teufelsmoor war es üblich, daß Gemeinden, die ihre Kinder zur Schule schicken wollten, selbst für die Erstellung der Unterrichtsräume und den Unterhalt eines Lehrers aufkommen mußten. Eine allgemeine Schulpflicht gab es noch nicht.
neue Schule
Kinder aus Heise vor der "neuen" Schule.

Findorffs Pläne allerdings drehten sich nicht nur um die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Moordörfer. Sobald in dieser Hinsicht Stabilität erreicht war, wurden Themen wie Kirche und Schule aufgegriffen. So wurde auf den Moorkonferenzen in den Jahren 1781 und 1782 das Thema Dorfschulen im Moor behandelt. Das Ergebnis war, daß bei neu angelegten Siedlungen in Zukunft mitten im Dorf eine Hofstelle für die Schule mit eingeplant werden mußte und daß in den ersten zwölf Jahren den Gemeinden für einen Lehrer ein Besoldungszuschuß von 10 Talern jährlich sowie ein Baukostenzuschuß für die Errichtung einer neuen Schule von 100 Talern gewährt werden sollte. Allerdings sollten die Lehrer nicht ausschließlich von ihrer Lehrtätigkeit leben, sondern hauptsächlich durch Tätigkeiten als Bauer oder Tagelöhner. Auch die Auswahl der zukünftigen Lehrer war sehr viel unkomplizierter als heute: Eine Ausbildung war nicht nötig, es mußte lediglich eine Prüfung vor dem Pastor absolviert werden, bei der in der Regel nur die Bibelfestigkeit bewiesen und die Zehn Gebote sowie der kleine Katechismus Martin Luthers aufgesagt werden mußten.

In Heise wurde das Schulgrundstück gleich in die Planung mit einbezogen. Der erste Schulmeister Heises, Johann Passmann, konnte sich mit den Anbauern nicht über seinen rechtlichen Status einigen und trat ab, noch bevor er auf dem Schulgrundstück ein festes Haus gebaut hatte. Sein Nachfolger, Martin Lilkendey aus Fleeste, wurde um 1800 eingestellt. Er errichtete auf dem Schulgrundstück sein Wohnhaus, in dem er einen Schulraum einrichtete. Im Jahre 1859 wurde dann ein festes Schulhaus errichtet, das am 11. September 1910 durch ein Feuer vernichtet wurde.

Wie sich später herausstellte, war dieses Feuer von dem 13-jährigen Kindermädchen der Pachtfamilie des Lehrers gelegt worden, weil es sich vom Lehrer ungerecht behandelt fühlte und glaubte, das Schulgebäude gehöre ihm, es wäre also sein Schaden, wenn die Schule abbrennt.

Zwei Jahre lang diente jetzt eine alte Moorkate als Klassenersatz bis im Herbst 1912 das neue Schulgebäude fertiggestellt war.

Trinkwasserversorgung

Die Trinkwasserversorgung war in allen Moorgebieten ein Problem. Nur die Höfe, die an einem Sandhügel lagen, konnten einen Brunnen bauen, die anderen mußten sich aus den Gräben versorgen. Aus hygienischen Gründen war es nötig, das dort entnommene Wasser vor dem Verbrauch zu filtern und abzukochen.

So hatte jeder Anwohner einen kleinen Steg am Kanal, aus dem Wasser geschöpft werden konnte, im Winter mußte ein Loch ins Eis gehackt werden, um an das Wasser zu gelangen. Besonders brisant wurde das Problem, als 1928 der Heiser Kanal aufgehoben wurde, d.h. Schütte und Klappstaue wurden entfernt und der Kanal diente nur noch der Entwässerung. Die Entwässerung war aber auch schon sehr weit fortgeschritten, so daß das Wasser im Kanal nicht mehr floß, sondern in der Regel stand. Diese Wasser war als Trinkwasser nicht zu verwenden, so mußten die Heiser Trinkwasser aus den Nachbarorten in der Geest holen, die über sehr sauberes Wasser verfügten. Das Wasser wurde in Milchkannen am Fahrrad oder auf Handwagen, die teilweise von Hunden gezogen wurden, geholt. Auch der Milchwagen brachte auf seinem Rückweg von der Molkerei Wasser mit. Der Versuch, kleine Hauswasserwerke zu bauen, scheiterte am Moorwasser. So wurde dann 1955 der Plan für ein gemeinsames Wasserwerk im Hollener Forst erarbeitet. Probebohrungen dort fanden Wasser von hoher Qualität und so wurde nach der Verlegung von 7 km Rohrnetz, den größten Teil davon verlegten die Heiser selbst, am 5.2.1958 das kleine Wasserwerk in Betrieb genommen. Heute ist Heise an das Wasserwerk des Wasserversorgungsverbandes Wesermünde- Süd angeschlossen.

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